DAS ZWEITE LEBEN DES ALTEN KRANS

Ab Sommer 2023 können sich Verliebte auf dem historischen Hellingkran in Rostock das Jawort geben. Zum 30 Meter hohen Trauzimmer samt Hotelsuite geht es mit einem gläsernen Aufzug. Die Kollegen der Seppeler-Standorte Rietberg und Holdorf haben den stählernen Aufzugschacht verzinkt und ihn so für die salzige Ostseeluft fit gemacht.

Rostock

Heiratswillige auf der Suche nach einer Hochzeitslocation der etwas anderen Art könnten in Rostock fündig werden: In der Ostseestadt können sich Verliebte ab Sommer 2023 in 30 Metern Höhe das Jawort geben. Und zwar auf dem alten Hellingkran, der seit 1976 auf dem ehemaligen Gelände der Neptun-Werft steht und früher schwere Schiffsbauteile gehoben hat. Nun lässt ihn der Förderverein Tradition Ostseeschiffahrt für 1,5 Millionen Euro zu einem Kranhotel mit Trauzimmer umbauen.

Die Idee dazu hatte Roland Methling, ehemaliger Oberbürgermeister von Rostock und Vorsitzender des Fördervereins Tradition Ostseeschiffahrt. Er kennt den Hellingkran schon seit Jahrzehnten; vor seiner politischen Karriere hat er lange als technischer Ingenieur am Rostocker Überseehafen gearbeitet. Die Neptun-Werft war einst für den Bau von Schraubendampfern bekannt. Nach der Wende verkleinerte sie sich, zog um und spezialisierte sich auf Flusskreuzfahrtschiffe. Das alte Werftgelände wandelte sich zu einem Wohn- und Freizeitareal mit Einkaufszentrum. Doch der einst so fleißige Kran war arbeitslos geworden.

Um dem Hafenkran, der unter Denkmalschutz steht, einen neuen Sinn zu geben, machten sich Roland Methling und seine Mitstreiter Gedanken darüber, wie man ihn künftig nutzen könnte: „Wir haben den Umbau zu einem Fernsehstudio, einer Wohnung oder einem Veranstaltungsraum in Erwägung gezogen“, erinnert sich Methling. Doch schließlich setzte sich die Idee durch, den Hellingkran zu einer Hochzeits- und Hotellocation zu machen. Selbstredend dürfen nicht nur Hochzeitspaare die Räumlichkeiten buchen, sondern jeder, der gern in origineller Umgebung nächtigt.

EIN WINDIGER ARBEITSPLATZ

An dem aus EU- und Spendengeldern finanzierten Projekt sind zahlreiche Firmen beteiligt. Den stählernen Aufzugschacht samt Wetterschutzverglasung hat die Firma Brinkmann Stahl- und Metallbau GmbH & Co. KG aus Lemgo in Nordrhein-Westfalen gebaut – für Geschäftsführer Alexander Knoop ein Auftrag, wie man ihn nicht alle Tage erhält. Denn in erster Linie baut man bei Brinkmann Überdachungen für Bus- und Bahnsteige. „Der Auftrag in Rostock war schon wirklich spektakulär“, freut sich Knoop. Man habe einige Herausforderungen bewältigen müssen: Zum einen sei das Werftgelände, das etwas abschüssig ist, schwierig zu befahren gewesen. Zum anderen sei die enorme Bauhöhe in Kombination mit dem meist windigen Ostseewetter herausfordernd gewesen, da Glasscheiben bei Sturm leicht zerbrechen können. Doch Knoop und sein Team wussten sich zu helfen: „Wir haben teilweise schon um 5 Uhr morgens mit der Verglasung begonnen, weil es da noch windstill war.“

Schon seit Jahren arbeitet die Firma Brinkmann mit der Seppeler Gruppe zusammen: „Das läuft immer hervorragend, die Mitarbeiter sind sehr lösungsorientiert“, lobt Knoop. Auch beim Projekt Hellingkran war auf die Seppeler-Mitarbeiter Verlass: „Wir haben den Aufzugschacht verzinkt“, erzählt Karsten Wietheger, Vertriebsleiter der Rietbergwerke. „Das waren insgesamt 35 Tonnen Stahl.“ Um den Großteil der Bauteile kümmerten sich die Rietberger. Drei Schachtteile waren allerdings so sperrig, dass die Kollegen der Feuerverzinkung Holdorf gefragt waren: Dort steht bekanntlich der breiteste Seppeler-Kessel. Doch trotz seines stolzen Umfangs von 2,55 Metern war er für die Elemente des Aufzugschachts beinahe zu klein: „Wir mussten vor dem Verzinken noch Laschen von den Bauteilen abtrennen“, erinnert sich Alexander Knoop.

Mithilfe der Feuerverzinkung wurde der stählerne Aufzugschacht fit für die salzige Ostseeluft gemacht.

Wenn die Dämmerung über Rostock hereinbricht, wird es im Kranhotel besonders gemütlich.

DEUTSCH-DÄNISCHES PAAR GESUCHT

Derzeit ist der Innenausbau in vollem Gange. Aus dem ehemaligen Maschinenraum wird das Trauzimmer – bis zu 30 Gäste finden dort Platz. Eine Etage höher befindet sich die Hochzeitssuite mit Doppelbett, Miniküche und Bad. Ein Esszimmer in der vormaligen Kranführerkabine mit Blick bis nach Warnemünde rundet das Erlebnis ab. Und was, wenn es mal stürmisch wird? „Der Kran hält“, versichert Methling. „Dann wird man eben vom Wind in den Schlaf gewiegt.“

Auch Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger ist begeistert vom Kranhotel: „Ich freue mich über das Engagement und bedanke mich bei allen, die dazu beitragen, dieses wichtige Zeugnis unserer Schiffbaugeschichte zu erhalten.“ Sie ist überzeugt: „Es wird ganz sicher eines der touristischen Highlights unserer Stadt werden.“

Roland Methling fiebert nun der Eröffnung im Sommer entgegen: Spätestens zur Hanse Sail Rostock, dem großen Volksfest und Seglertreffen am zweiten Augustwochenende, soll alles fertig sein. Rostock kann sich dann mit Metropolen wie Amsterdam, Kopenhagen und Hamburg messen, die ebenfalls mit schicken Kranhotels aufwarten. Doch heiraten, das geht nur auf dem Rostocker Hellingkran.

Aufgrund der innigen Beziehung zur dänischen Partnerstadt Guldborgsund hegt Methling eine besondere Hoffnung: „Es wäre ganz toll, wenn das erste Paar, das auf dem Hellingkran heiratet, ein deutsch-dänisches wäre.“

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